Gaskraftwerke sind zwar umweltfreundlicher als Kohlekraftwerke, aber nicht so umweltfreundlich wie regenerative Energieanlagen. Deshalb werden sie in Deutschland vor allem für die Bereitstellung von Wärme und Warmwasser sowie als Back-up für Wind- und Sonnenenergie genutzt.
Umweltfreundlicher als Stromerzeugung durch Kohle
In Gaskraftwerken wird Erdgas als Brennstoff befeuert, um Wasser zu erhitzen und Dampf zu erzeugen. Gaskraftwerke erzeugen im Vergleich zu Braunkohlekraftwerken mindestens 70 % weniger CO2 pro Kilowattstunde, im Vergleich zu Steinkohlekraftwerken etwa 25 % weniger (1).
In Deutschland vor allem Nutzung für Wärme und Warmwasser
In Deutschland hat die Stromerzeugung aus Erdgas eine eher nebensächliche Bedeutung. Im Jahr 2021 wurden aus Erdgas fast 90 Mrd. Kilowattstunden Strom erzeugt. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum wurden ca. 230 Mrd. Kilowattstunden aus regenerativen Energien ins Netz eingespeist (2). Erdgas wird in Deutschland vor allem für die Bereitstellung von Wärme und Warmwasser verwendet. Da Erdgas sehr flexibel einsetzbar ist und gegenüber Kohlekraftwerken eine geringere Umweltbelastung aufweist, haben Gaskraftwerke in Deutschland für die Stromerzeugung in erster Linie eine Back-up-Funktion : Sie übernehmen die Stromerzeugung, wenn Wind- und Sonnenenergie nicht zur Verfügung stehen (3).
Deutschlands Weg zur Unabhängigkeit von russischem Gas
2021 stammten 55 % des importierten Gases aus Russland (4). Seit dem Krieg in der Ukraine hat sich jedoch die Gasversorgung in Deutschland deutlich verändert. Um die Abhängigkeit von Russland zu verringern, wurde verstärkt nach alternativen Importquellen gesucht und die Zwischenspeicherung von Gas ausgeweitet. Auch der Import von Flüssigerdgas und der Bau von LNG-Terminals wurden vorangetrieben. Im Jahr 2022 wurden Verträge über die Lieferung von Flüssiggas mit Ländern wie Katar und den USA abgeschlossen.
Diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Abhängigkeit von Russland als Gaslieferant verringert wurde. Die heimische Erdgasproduktion, vor allem aus Niedersachsen, deckt aktuell lediglich 5,2 % des Gasverbrauchs.
Aus diesem Grund sind Norwegen, die Niederlande und Belgien mittlerweile wichtige Gaslieferanten für Deutschland geworden (5). 2022 stammten 33 % des von Deutschland importierten Gas aus Norwegen, dagegen kamen nur noch 22 % aus Russland (6). Norwegen hat somit Russland als wichtigster Gaslieferant Deutschlands abgelöst.
Europäische Perspektiven: Italien und Spanien im Vergleich
Auch in Deutschlands Nachbarländern sieht die Situation ähnlich aus. Auch in Italien zum Beispiel deckt Gas 42 % des italienischen Energieverbrauchs ab, wobei 95 % davon importiert werden (7). Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, setzt Italien ebenfalls auf neue Importmärkte und den Bau von LNG-Terminals (8). Das Land hat seine Gasimporte aus afrikanischen Ländern wie Algerien, der Republik Kongo und Angola intensiviert (9).
Im Gegensatz dazu hat sich Spanien früh von russischem Gas distanziert. Es bezieht seine Gaslieferungen hauptsächlich aus Algerien und den USA (10). Damit könnte Spanien in Europa eine bedeutende Rolle als Transitland für Gaslieferungen von Nordafrika nach Mitteleuropa spielen. Der Bau einer Pyrenäen-Pipeline, der seit mehr als zehn Jahren auf Eis liegt, könnte in Europa eine Schlüsselrolle bei der Unabhängigkeit von russischem Gas spielen und der Versorgungssicherheit erhöhen.
Anfang 2022 verfügte Spanien über etwa 40 % der sogenannten Regasifizierungskapazitäten der EU. In Regasifizierungsanlagen wird Flüssiggas wieder in seine gasförmige Form umgewandelt (11).
Es bleibt also festzuhalten: Der verstärkte Fokus auf Gasimporte aus Afrika, den mittleren Osten und den USA sowie der Ausbau von LNG-Terminals und Regasifizierungskapazitäten tragen zur Diversifizierung der Gasversorgung bei und erhöhen die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa.
Quellen:
