Kernkraftwerke stoßen nicht so viel CO2 aus wie Kohlekraftwerke und sind in dieser Hinsicht umweltfreundlicher. Zudem sind sie sehr effizient. Aber dafür haben sie zwei andere große Probleme: zum einen die Endlagerung der radioaktiven Brennstäbe, zum anderen die Gefahr schwerer Störfälle mit oft dramatischen Folgen. Deshalb haben manche Länder den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen, während andere Länder trotz dieser Probleme den Bau weiterer Kernkraftwerke planen.
Kernspaltung von Uran und deren Effizienz
Turbinen in Kernkraftwerken werden ebenfalls durch die Erwärmung von Wasser angetrieben. In ihnen geschieht dies aber mittels Uran, das ein radioaktives Schwermetall mit sehr hoher Energiedichte ist. Wie alle anderen fossilen Energieträger ist Uran endlich. Das weltweite Uranvorkommen reicht bei konstanter Urannutzung noch 70 Jahre1. Durch Spaltung und Kettenreaktion reicht für die Erzeugung von 24 Mio. Kilowattstunden Wärme lediglich die Spaltung von 1 kg Uran. Um die gleiche Energiemenge zu erzeugen, müssen in Kohlekraftwerken ca. 3.000 Tonnen Steinkohle verbrannt werden2. Der Abbau von Uran findet vor allem in Australien, Kanada, Kasachstan, Russland, Niger, Namibia, Usbekistan und den USA statt. Wie viele andere Schwermetalle ist Uran schädlich für den menschlichen Körper. Es verursacht Krebs und beeinträchtigt das Erbgut.
Endlagerung der Brennstäbe und Störfälle
Wird lediglich der CO2-Ausstoß betrachtet, sind Kernkraftwerke wesentlich umweltfreundlicher als Kohlekraftwerke. Kritisch zu betrachten ist aber die Entsorgung bzw. Lagerung der radioaktiven Brennstäbe nach ihrer Verwendung. Denn nach einer bestimmten Betriebszeit kann ein radioaktives Element zur Energieerzeugung nicht mehr genutzt, sondern muss ausgetauscht werden. Die verbrauchten Elemente sind jedoch weiterhin radioaktiv und müssen in speziellen Behältern zwischengelagert werden, um später in ein Endlager transportiert zu werden. Die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle haben nach ca. 30.000 Jahren die gleiche strahlungsbedingte Giftigkeit (Radiotoxizität) wie natürliches Granitgestein3. Für hoch radioaktive Abfälle werden Endlager gesucht, die den Atommüll über eine Million Jahre von der Biosphäre abschirmen. Erst 30.000 Generationen nach uns wären die Stoffe nicht mehr giftig4. Es wird angenommen, dass der Atommüll nach diesem Zeitraum nicht stärker als Uranerze strahlen wird5. Darüber hinaus haben Unfälle und Störfälle in Kernkraftwerken verheerende Folgen für Menschen, Tiere und die Umwelt. Deshalb unterliegen diese Kraftwerke strengsten Sicherheitsauflagen.
Ausstieg oder Ausbau?
In Deutschland ist der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossene Sache. Das letzte Kernkraftwerk sollte Ende 2022 vom Netz gehen. Als Reaktion auf die Gasknappheit, die durch den russischen Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden internationalen Sanktionen gegen Russland ausgelöst wurde, sollen nun aber zwei Kernkraftwerke für den Notfall bis April 2023 in Betrieb bleiben. Auch in Belgien ist der Ausstieg bis 2025 beschlossen. Im Nachbarland Frankreich waren 2019 57 Reaktoren im Betrieb. Die Kernenergie deckt 70,5 % des Energiebedarfs. Dort liegen keine Ausstiegspläne vor. Länder wie Portugal, Luxemburg, Irland oder Dänemark haben keine KKW. Seit 1990 werden keine Kernkraftwerke in Italien mehr betrieben6. China dagegen setzt auf Kernenergie und plant in den nächsten 15 Jahren den Bau von mindestens 15 Kernkraftwerken7. Polen hat bis dato keine KKW und sucht nach Partnern für den Bau von sechs neuen Reaktoren8. Weltweit betrachtet stehen fast alle derzeit betriebenen Reaktoren in drei Ländern, nämlich in den USA, Frankreich und Japan9
Quellen: